2025

Eigentlich möchte ich mir für dieses Jahr keine großen Pläne zurechtlegen. Meiner Erfahrung nach, passieren Selbstständigen und Künstler*innen in Deutschland sowieso immer verrückte Sachen.

Das sollte jetzt nicht ermattet klingen. Tatsächlich bin ich an einem Punkt, an dem ich wirklich froh über meine aktuelle Situation bin. In 2024 haben sich einige Sachen ergeben, die mich positiv für dieses Jahr stimmen:

  • Meine Selbstständigkeit als Tattoo-Artist und Illustratorin kann funktionieren, wenn ich aktiv daran arbeite und ich muss auf mein Bauchgefühl und meine Fähigkeiten vertrauen.

  • Ich habe ein Steuerbüro gefunden, mit dem ich super gut zusammenarbeiten kann und das gibt mir viel Sicherheit.

  • Ich habe Möglichkeiten zum Austausch mit anderen Artists genutzt, um über finanzielle, organisatorische und natürlich auch künstlerische Themen zu sprechen und komme mir nicht mehr vor wie eine „kleine Anfängerin“ (auch wenn mir nie jemand diesen Status zugeschrieben hat, außer ich mir selber).

  • Ich durfte wirklich tolle Projekte mit Kund*innen umsetzen und bin dankbar, dass Termine bei mir gut gebucht sind und ich auch immer komplexere Tattoos designen und umsetzen konnte.

  • Einige meiner Ideen haben nicht funktioniert und im Endeffekt war es nicht das Ende der Welt. Zum Beispiel hatte ich noch weitere Guest Spots geplant, bei denen aber keine so große Nachfrage bestand und ich sie deshalb abgesagt habe. Ebenfalls wollte ich mehr auf Kunstmärkte fahren, aber auch das hat oft zeitlich und organisatorisch nicht gepasst. Auch meinen Shop habe ich nicht ausgebaut - ups.

Selbstständig in Deutschland zu sein fühlt sich wackelig und äußerst bürokratisch an. Tattoo-Artist in der aktuellen wirtschaftlichen Situation zu sein, ebenfalls. Und ich muss es sagen - ich bin ein absoluter Sicherheitsmensch. Das risikoreichste, was ich tun würde, ist nachts im Dunklen ins Bad zu gehen und kein Licht anzuschalten (und darauf zu vertrauen, dass ich nicht in den Wäscheständer laufe). Naja.

Ich bleibe aber dabei, dass meine Pläne umsetzbar sind. Definitiv nicht immer so schnell, wie ich es gerne hätte, aber dann schiebt sich einiges auf 2026 usw. :)

Also - was steht nun für dieses Jahr an?

  • Für mich eine wichtige Entscheidung: Ich werde aus Halle (Saale) wegziehen, bleibe jedoch weiterhin bei Inklabs. Januar und Februar bin ich noch in Vollzeit vor Ort, jedoch wird es ab März weniger werden. Es sind bereits einige Wochen bis zum Mai geplant, in denen Termine frei sind. :) Es wird aber auch Termine in der zweiten Jahreshälfte geben. Ebenfalls werde ich auch nach Dresden kommen (wann genau wird noch abgesprochen).

  • Generell sind Guest Spots geplant! Bis jetzt stehen neben Dresden auch Hamburg und Köln (Updates folgen). Weitere Städte sind geplant - Falls ihr ein cooles Studio/nice Artists kennt, könnt ihr mir auch gerne schreiben. Über Infos freue ich mich immer.

  • Das leidige Thema mit dem Shop steht noch aus. Ich habe mich über Einzelheiten informiert und bereits letztes Jahr angefangen an Produkten zu arbeiten, bin jedoch von dem ganzen Konzept verunsichert. Aktuell sehe ich keinen finanziellen Mehrwert für mich darin. Die Kosten für die Produktion, den Versand und die Verpackung sind recht hoch, weshalb ich schauen muss, wie ich das umsetzen kann. Die Idee finde ich aber nach wie vor reizvoll. Und ich habe Lust, euch allen meine Sticker und Karten zu schicken :D

  • Gerade weil der Shop eine schwierige Sache ist und ich ein Fan von kleineren lokalen Kunstinstitutionen bin, werde ich versuchen mit kleinen Geschäften oder bei lokalen Aktionen (Märkte und Events) dabei zu sein, sowohl als Tattoo-Artist als auch als Illustratorin (eher das). Vielleicht kommt ja auch eine Ausstellung zusammen? ;)

  • Generell soll dem Illustrieren wieder eine größere Bedeutung zukommen, aber davon werde ich mal extra schreiben.

  • Zum Abschluss habe ich ein ideelles Anliegen: Ich möchte gerne mein Mindset/politische Haltung so zeigen, dass keine Fragen mehr offen bleiben. Im Verlauf des letzten Jahres habe ich wirklich abgefahrene Sachen von Kund*innen gehört. Und mit „abgefahren“ meine ich frauenfeindliche, rechtstendierende, behinderten-feindliche und rassistische Kommentare. Mein Arbeitsbereich ist kein Bereich, in dem Rammstein-Fan sein noch in Ordnung ist, die AfD einen stabilen Job macht, „das ist ja behindert“ eine korrekte Aussage darstellt oder der Körper von anderen (anwesenden) Personen kommentiert wird. Ich möchte keine Personen „raus kicken“ oder mich einer Diskussion entziehen. Ich hatte letztes Jahr Momente, in denen ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich möchte Menschen, die mir ihre Ideen und ihren Körper anvertrauen wertschätzend und mit Respekt begegnen. Ich möchte mir aber auch Selbstrespekt erhalten und das bedeutet, zu bestimmten Themen muss ich eine Grundhaltung, bzw. meine eigenen Grenzen zeigen. Und da ist kein Platz für Kommentare wie „na die Frauen wussten ja, worauf sie sich da einlassen“, „selbst schuld“, „die hat ja eine Kongo-Lippe“, „der ist so dünn, der kann das machen“, „ich lasse mich nicht bei einem Ausländer tätowieren“ - um mal ein paar Beispiele zu nennen. Da waren -nett formuliert- wirklich viele unangebrachte Sprüche dabei. Über vieles kann ich ins Gespräch gehen und habe da auch keine Scheu mehr, mitten beim Tätowieren oder auch danach eine Gegenposition aufzuzeigen. Ich wünsche mir jedoch eine nicht diskriminierende oder feindliche Haltung in meiner Umgebung. Und in der Tattoo-Szene.

So, das wars eigentlich soweit - Hoffentlich seid ihr dieses Jahr ebenfalls (so gut es für euch möglich war) gestartet und habt euch nicht nur anstrengende Sachen vorgenommen, sondern auch ein paar verträumte, alberne und spaßige Pläne im Kopf. <3

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